GLÜCK UND SCHNITT
die helle Linie zieht die Schere auf dem weißen Blatt
trennt das Blatt das Blatt der Form Die Form
ein Teufel bewohnt das Weiße des Auges der Seite
rein verborgen unter der Helligkeit
die Leere vergeht and hinterläßt eine Sehnsucht
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Sonett Chronik Akrostichon
die Angst vorm Vergessen
die schlechte Gewohnheit, alles gut zu finden
and these Tage
Tage so lang wie Jahre
ja, ich übe she alle
die provinziellen Gattungen
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FRAGMENT DER POETIK
Vögel frei
von Zweig
zu Zweig
meine Gedanken
irren
von Reim
zu Reim
bis zu einem
der sagt
ich liehe dich
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FIEBERBEKENNTNIS
wenn es regnet
regne ich
scheint die Sonne
scheine ich
Abends
bin ich die Dunkelheit
gibt es Gott
bete ich
gibt es keinen
vergesse ich
regnet es wieder
wieder regne ich
ich pfeife im Wind
von hier sehe ich mich
dort gehe ich
eine Geste in Bewegung
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Nichts ist so gemein,
daß ich es nicht mein
nennen kann
Nichts ist so mein,
daß ich dazu nicht unser
sagen kann
Nichts ist so weich,
daß ich dazu nicht Knochen
sagen kann
Nichts ist so hart,
daß ich nicht sagen darf:
ich kann
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trockne sie
sieh, ob du
diese Trãne bemerkst,
die ich rollen ließ
prüfe
prüfe es wirklich
sieh, ob es kein
Wasser aus Stein ist
unterirdisches Gold
dieser Wassertropfen
mein Meisterwerk
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Schuldner, Ellen Spielmann!
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